10. Tag - Fountain Hills Exchange 2019

Der 10. Tag unserer Reise begann schon, zumindest für Spätaufsteher, sehr früh. Bereits um 7:15 Uhr trafen sich alle deutschen und 4 amerikanische Austauschschüler am Schülerparkplatz um mit dem schuleigenen Falconsbus nach Payson/Strawberry zu fahren. Nach einer Stunde machten wir einen Halt bei BoSa Donuts auf Wunsch von Mr. Salzman. Dort verglichen wir die Donuts mit denen von Dunkin Donuts und kamen zu dem Entschluss, dass die Donuts von BoSa Donuts besser sind.

Nach einigen weiteren Minuten kamen wir endlich in Payson an, jedoch war die Fahrt sehr angenehm, da man aus dem Bus einen wunderschönen Ausblick hatte und man betrachten konnte, wie die Landschaft immer grüner wird und unserer in Deutschland mehr ähnelt. Als wir am Natural Bridge Park in Payson angekommen  sind, machten wir zuerst einen 5 Minuten Marsch zu den Wasserfällen und danach einen längere Tour zu der Bridge.

Der Weg bestand größten Teils aus Klettern und machte uns besonders viel Spaß, da es uns wie ein Abenteuer vorkam. Es entstanden lustige Situationen in denen manche von uns nicht weiterklettern konnten und feststeckten, da sie am Anfang zunächst übermütig waren. Unten angekommen machten wir viele Fotos, genossen den Ausblick und legten eine Pause ein. Nach der Wanderung spielten wir auf einer großen Wiese Football, Basketball, Frisbee werfen und machten eine Mittagspause. Danach machten wir uns wieder auf den Weg zurück nach Fountain Hills.

Eigentlich hätte an dem Abend das Oktoberfest stattfinden sollen, jedoch konnte es nicht so umgesetzt werden wie zuvor geplant aufgrund von starken Regenfällen am vorherigen Montag. Nun fand die kleinere Form davon bei den Restaurants statt, in der Nähe des Fountains. Die meisten von uns zogen ihr Dirndl und ihre Lederhosen an, jedoch hatte sich das unserer Meinung nach nicht gelohnt, da wir das Fest schon nach einigen Minuten aufgrund von Langeweile verlassen haben.

Stattdessen sind wir in Pisa Pizza Essen gegangen und haben den restlichen Abend bei meiner Austauschschülerin Holly zu Hause verbracht. Dort aßen wir, die am Nachmittag bei Target gekauften, Süßigkeiten und Snacks und spielten noch Volleyball in ihrem Pool. Mein persönliches Highlight des Tages waren die Eggo Waffeln, die ich zusammen mit Holly gekauft und bei der Party mit Mareike ausprobiert habe. Es waren die besonderen Waffeln die in der amerikanischen Serie Stranger Things von einer der Hauptpersonen oft gegessen werden und es hat Spaß gemacht diese auch mal zu probieren. Wir zeigten den amerikanischen Ausstauschschülern außerdem deutsche Ballerman und Schlagerlieder, was sich jedoch  schwiergier herausstellte als gedacht. Denn Holly spielt bei sich zu Hause die Musik immer über Alexa ab, die jedoch unsere Aussprache nicht versteht. Deshalb versuchen wir die Lieder so auszusprechen, wie es ein Amerikaner tun würde, was aber die meiste Zeit nicht funktionierte. Abends übernachteten außerdem Mareike und Annika bei mir und damit war aber auch schon mein Tag zu Ende. 

Zusammenfassend war der Tag wirklich schön, aufregend und wir hatten alle sehr viel Spaß. 

Fountain Hills Exchange 2019 - Gesamt-Erfahrensbericht

In den zweieinhalb Wochen während des Schüleraustauschs in den USA, in denen wir mit unseren Gastfamilien zusammen gelebt haben, verschiedene Ausflügen unternommen und die dortige Schule besucht haben, konnten wir vielseitige Eindrücke sammeln, die uns dabei halfen, ein Bild von den USA und deren Bewohner zu schaffen.

Den größten Unterschied stellt hierbei die Schule dar. Der Fokus und der Stellenwert für die Schüler liegen nämlich ganz woanders als in Deutschland. Gelernt wird generell nicht so viel und intensiv. Dieses merkt man oft in den einzelnen Fächern, sie sind vom Unterrichtsstoff her viel einfacher als in Deutschland. Die Themen, die in der Schule von den Zehntklässlern bearbeitet wurden, haben wir bereits zwei Jahre zuvor durchgenommen. Im Unterricht tragen die meisten Schüler Kopfhörer und sind am Handy, was bei uns undenkbar wäre. Des Weiteren können alle Schüler jeden Test, in dem sie nicht so gut waren, noch einmal in einer nur leicht veränderten Form, nochmal schreiben und so eine bessere Note erlangen. Es macht am Ende keinen Unterschied, ob man beim ersten oder beim zweiten Mal diese Note bekommen hat. Das könnte auch eine Erklärung dafür sein, warum die meisten Schüler zuhause nicht so viel Zeit ins Lernen investieren. Schulbeginn ist um 7.30 Uhr. Uns allen sind sofort einige Unterschiede bezüglich der Klassenräume aufgefallen. Sie sind erstens dunkler und haben alle eine Klimaanlage. Zum Anderen sind in allen Räumen digitale Geräte, wie z.B. Whiteboards und keine normalen Tafeln wie bei uns. Hier wird das Lehrerraum-Prinzip angewendet, die Schüler müssen zu den Lehrern kommen. Die Türen der Klassenräume stehen meist offen und man konnte hineinschauen. Die Fountain Hills Highschool verfügt ebenso über ein gutes schuleigenes WLAN, auf das sowohl Lehrer als auch Schüler zugreifen können.

Im Unterricht gibt es fast nur Stillarbeit an Laptops oder Tablets. Ein richtiges Unterrichtsgespräch wie wir es kennen, haben wir nur einmal erlebt. Außerdem interessiert es niemanden, wenn die Schüler am Handy sind. Die meisten hören ständig Musik, sogar im Sportunterricht, der nur daraus besteht, dass die Schüler eine Kiste mit verschiedenen Bällen bekommen und dann machen können, was sie wollen. Sie müssen zudem keine Sportkleidung tragen und haben teilweise nur Flipflops an. Ein Schüler spielte sogar mit einem Gehgips mit. In Deutschland undenkbar. Wir haben häufig Volleyball gespielt, weil meist ein Netz aufgebaut war. Die Schüler können aber auch am Rand sitzen und am Handy spielen, ohne dass der Lehrer etwas sagt. Dafür waren diejenigen, die gespielt haben, sehr motiviert und haben ständig gejubelt. So hat es viel mehr Spaß gemacht als in Deutschland, wo von vielen Schülern Sportunterricht oft als Zwang empfunden wird. Das Spielen war jedoch teilweise sehr chaotisch.

Es gibt zudem „Jahrbuch“, die „Marching Band“ und „Tanzen“ als normale Unterrichtsfächer. Zum Tanzen gibt es einen eigenen Raum, der aussieht wie ein Ballettraum. Hier sind auch ein paar behinderte Kinder dabei, die körperlich gar nicht in der Lage wären, mitzutanzen, aber trotzdem ihren Spaß haben. Für sie gibt es auch einen Raum, in dem sie Extraunterricht bekommen. In manchen Fächern werden sie auch in den normalen Unterricht mit integriert. Die Marching Band probt jeden Morgen, und obwohl die Stücke scheinbar recht einfach sein sollen, machen die ständigen, synchronen Bewegungen das Ganze nochmal schwieriger. Insgesamt herrscht in der Schule eine vollkommen andere Mentalität als bei uns. Entweder man will etwas und hängt sich richtig rein, oder man hat halt keinen Bock und macht auch nichts. Den Lehrern ist das anscheinend egal. Trotzdem bedeutet die Schule für Amerikaner sehr viel. Denn obwohl wir in Deutschland länger in der Schule sind, dreht sich das Leben von US-amerikanischen Schülern mehr um die Schule, jedoch mit einem anderen Fokus. Beispielsweise hat der Sport an der Schule einen sehr viel höheren Stellenwert als der in Deutschland. Jede Schule hat eine eigene Footballmannschaft, ein eigenes Volleyballteam, Basketballteam, Tennisteam usw. und auch eine eigene Marching Band. Fast jeder Schüler ist in mindestens einem Team vertreten, die meisten sogar in mehreren. Somit findet eine stärkere Identifizierung mit der Schule statt. Es wird jeden Tag trainiert und einmal in der Woche finden Wettkämpfe gegen andere Schulen statt. Dementsprechend gibt es auch von jeder Schule Fanartikel zu kaufen: Egal ob T-Shirts, Kappen, Beutel oder auch Türkränze, Billardtische und Wrestlingmatten; alle Artikel gibt es nicht nur im Schulkiosk, sondern auch in normalen Geschäften in der Umgebung zu kaufen. Bei den Spielen sind nicht nur die Mannschaft und deren Familien anwesend, sondern auch ein Großteil der Schülerschaft und die Fans. Es herrscht immer viel Stimmung, die durch die Cheerleader und der Marching Band hervorgerufen wird. Zusätzlich zum Sport bietet die Schule auch Tanzabende wie den Homecoming und den Prom an. Ich hatte die Möglichkeit, beim Homecoming-Tanz dabei zu sein und mir dieses Ereignis aus der Nähe anzusehen. Vor allem für die Mädchen ist dieser Tag einer der wichtigsten im Jahr und viele sind extra dafür zum Friseur und zur Maniküre gegangen. Es wird sich vorher getroffen, geschminkt, angezogen und ganz wichtig: Fotos gemacht. Jeder mit jedem vor verschiedenen Hintergründen, in verschiedenen Stellungen. Die Veranstaltung in der Schule dauert im Vergleich zu dem Aufwand zuvor nicht so lange, sondern nur zwei bis drei Stunden. Danach ist dann schon alles vorbei. An diesen Beispielen mit dem Sport oder auch den Tänzen möchte ich darstellen, wie eng die Schüler mit der Schule verbunden sind. Ihre Freunde, ihre Hobbies und ihre Freizeit finden alle in der Schule statt. Eine weitere Sache, die wir nicht kannten, war der PledgeofAllegiance, welcher jeden Tag in der Schule durch die Lautsprecher vorgetragen wurde. Dann wurde in der Regel aufgestanden und die Hand aufs Herz gelegt, bis dieser zu Ende war.

Der zweite große Unterschied, der uns aufgefallen ist, ist die Familie. Alle Gastfamilien sind so offen und herzlich gewesen, was man auf die meisten Amerikaner übertragen kann. Überall wurde man sofort aufgenommen, es wurde mit einem geredet und alle waren sehr interessiert, wenn sie gehört haben, dass wir aus Deutschland kommen. Wir alle haben uns noch nie in einer Gastfamilie so willkommen gefühlt wie in den USA. Manche Gastmutter waren so super nett, dass sie direkt Kosenamen wie „honey“ oder „sweetheart“ gegeben haben, was ganz neu vereinzelt war. In Deutschland würde nie jemand auf die Idee kommen, einen Austauschschüler mit „Liebling“ anzusprechen, aber die Amerikaner finden es normal. Auch sonst gibt es noch weitere Unterschiede zum Leben in Amerika gegenüber dem in Deutschland. Beispielsweise die Essgewohnheiten sind sehr verschieden. Während es in Deutschland üblich ist, dreimal am Tag zu essen, morgens Frühstück, mittags ein selbstgekochtes Gericht und abends meistens nur noch bisschen Brot, isst man in Amerika, wenn man Hunger hat. Dass man zusammen mit der ganzen Familie am Tisch sitzt, kam nur sehr selten vor. Oft wurde in einem Fast Food Restaurant gegessen. Nach unserer Erfahrung kennen Amerikaner dort keine gemeinsamen Mahlzeiten; Mittagessen gab es in der Schule, die bis 14.20 ging, und auch wenn man zusammen zu Abend hätte essen können, wird nicht gemeinsam am Tisch gesessen. Normales Brot wie in Deutschland gibt es nicht, nur etwas toast-ähnliches Brot und in den meisten Restaurants gibt es nur Fast Food. Ein morgendliches Starbucksgetränk vor der Schule ist dort Normalität. Zusammenfassend kann man sagen, dass wir sehr froh sind, so eine Chance bekommen zu haben, zweieinhalb Wochen in Amerika zu wohnen und das Leben dort kennenzulernen und ein eigenes Bild über das Land, die Einstellung und die Leute machen zu können. Die Amerikaner sind sehr herzlich und nehmen alles viel lockerer, die Schule, neue Menschen, und das ist sehr bewundernswert. Insgesamt überrascht positiv die Offenheit und Aufgeschlossenheit der Menschen, die dort leben. Kommt man zum Beispiel in ein Restaurant oder ein Geschäft, wird man direkt gefragt, wie es einem heute geht und somit wird sofort ein Gespräch angefangen. Die Amerikaner haben kein Problem damit einen einfach anzusprechen, auch wenn man ihnen ganz unbekannt ist.

Es war eine wunderschöne Zeit, die wir vermutlich nie mehr vergessen werden. Trotz den doch erheblichen Unterschieden zu Deutschland kann man nicht sagen welches Land besser gefällt. Jedes der beiden sowohl die USA als auch Deutschland haben ihre guten beziehungsweise schlechten Seiten, die jeder für sich selbst herausfinden muss. Uns gefallen beide Länder sehr gut und wir werden auf jeden Fall ein zweites Mal dorthin reisen. Dadurch dass wir uns mit unseren Gastfamilien so gut verstanden haben, sind wir bei Ihnen auch zu jederzeit herzlich Willkommen. Das ist ein tolles Gefühl, eine Freundschaft in den USA geschlossen zu haben. In der Gruppe haben wir uns alle sehr gut verstanden und sind während unseres Aufenthalts immer stärker zusammengewachsen. Abschließend kann man sagen, dass sich unsere Aussprache und unser Hörverstehen sehr verbessert haben. Diese Zeit war wirklich eine aufregende und erfüllende Erfahrung, die unser bisheriges Leben prägen wird. Die Menschen sind zu einer zweiten Familie geworden. Sie haben die Zeit für uns wirklich unvergesslich gemacht und lassen uns jetzt schon wissen: Wir werden wiederkommen! Dementsprechend ist uns der Abschied am letzten Abend sehr schwergefallen, wir freuen uns schon jetzt auf deren Gegenbesuch in Deutschland im nächsten Jahr.

Fountain Hills Exchange 2019 - Erfahrensbericht 1

Die häufigste Frage, die mir in den USA und sowie in Deutschland gestellt wurde, ist: „Wie sind die USA im Vergleich zu Deutschland?“ Meine erste spontane Antwort war jedes Mal: „Anders.“ Nun gibt es mit Sicherheit informativere Antworten als diese und die meisten Zuhörer hätten sich eine solche Antwort gewünscht, aber meiner Meinung nach beschreibt es „Anders“ relativ gut. Die Gemeinsamkeiten aufzuzählen wäre nicht halb so viel Aufwand wie die Unterschiede zu nennen. Trotzdem sei an dieser Stelle gesagt, dass folgender Bericht ausführlich und detailliert sein wird und ich es nicht etwa bei dieser Aussage belassen werde. Die Gliederung ergibt sich durch die größten Themen: das Klima, die Natur und die Landschaft, gefolgt von der Infrastruktur, der Kultur und dem Schulsystem.

Der erste Eindruck, der bei mir schon im Flugzeug entstand, als mein Blick durch das Fenster des Flugzeugs auf Phoenix und Umgebung viel, war atemberaubend. Für den typischen Westerwälder, der Wälder, Wiesen und Felder gewohnt ist, ist der Anblick von einer Wüste völlig fremd. Nicht mal die abgeernteten Felder im späten Sommer kommen ansatzweise an die gewaltigen braun-beigen Flächen heran, auf denen man Häusersiedlungen erkennt, die eine ähnliche Farbgebung haben. Der generelle Stil lässt sich gut als „quadratisch, praktisch, gut“ bezeichnen und bezieht sich auf die Straßen und die anliegenden Häuser. Der individuelle Stil der Deutschen lässt sich eindeutig nicht erkennen. Alles sieht irgendwie gleich aus. Wenn man bedenkt, in welcher Zeitspanne und mit welcher Effizienz Arizona besiedelt wurde, ist das auch kein Wunder. Für meine Orientierung war das am Anfang nicht ganz leicht. Normalerweise richte ich mich in großen Städten nach auffälligen Gebäuden, bestimmten Läden oder Sehenswürdigkeiten. Wenn es davon aber kaum welche gibt, gestaltet sich dieses System als schwierig.

„Größer“ war meine zweite passende Beschreibung und es handelt sich keineswegs um eine Pauschalisierung, wenn ich behaupte, dass das für alles in den USA gilt. Hauptsächlich stellt man das bei den Straßen und den Kraftfahrzeugen fest. Obwohl es einen sehr logischen Zusammenhang zwischen beiden Punkten gibt. Wenn man große Autos fährt, müssen die Straßen auch breit genug sein und am besten auch mehrspurig. Ob in deutschen Großstädten oder auf dem Land, niemand hat Platz, weder auf der Straße noch auf den Parkplätzen. Auf der amerikanischen Seite ist es dagegen überhaupt kein Problem, wenn drei FordPick-Ups mit jeweils drei Metern Breite in eine Richtung nebeneinander fahren wollen. Das Auto als Statussymbol und als Machtdemonstration ist dabei die absolute Priorität. Der Kuhfänger an Dampflokomotiven dient hierbei als Vorbild für die Front des rollenden Monstrums von einem Auto und die Klingen der Streitwägen in der Antike findet man manchmal an gleicher Stelle als Stacheln auf den Radmuttern wieder. Der Begriff „Kleinwagen“ scheint ein Fremdwort zu sein und man sieht ihn auch nur selten bei Fahranfängern. Glücklicherweise hat der Mensch keinen Einfluss auf den Klimawandel, so dass der hohe Kraftstoffverbrauch durch die permanente Benutzung der Autos und die niedrigen Spritpreise keine Rolle spielt. Wenn man davon überzeugt ist, kann man das Leben in vollen Zügen genießen.

„Warm“ oder vielmehr heiß stelle ich in dem Moment fest, in dem ich das klimatisierte Flugzeug verlasse und mit einer langen Hose zwanzig Meter gehe, bis ich das klimatisierte Flughafengebäude erreiche. Da jedes Gebäude aber über eine Klimaanlage verfügt, lassen sich die Temperaturen ganz gut ertragen. Generell fühlt man sich bei diesem Wüstenklima, welches trocken-heiß ist, besser, als es während der Hitzeperiode in Deutschland der Fall ist. Der Sonnenaufgang ist sehr früh und der Sonnenuntergang schon um 18 Uhr. Durch das starke Erhitzen des Bodens über Tag sind auch die Temperaturen bei Nacht angenehm. Eine kurze Hose und ein T-Shirt kann man rund um die Uhr tragen, ohne dass es zu kalt wird. Bei den späten Poolpartys ist das ein ungemeiner Vorteil, auch wenn es den Amerikanern schon bei einer Wassertemperatur von 25°C zu kalt ist. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob sie die Kälte in Deutschland nächstes Jahrertragen können.

Neben den School-Days haben wir auch einige Reisen vor Ort unternommen. Am 5. Tag machten wir uns früh morgens auf zu unserer Sedona-Grand Canyon Tour. „Beeindruckend“ denke ich mir unablässig, während ich über die riesige Schlucht des Grand Canyon gucke. Zwei Meter vor mir ist die Klippe schon zu Ende und die Tiefe des Abgrunds lässt sich nur erahnen. Der Grand Canyon ist mit Sicherheit ein absoluter Höhepunkt auf dieser Reise. Die unberührte Natur, die Weitläufigkeit und die Dimension dieses Wunders kann man mit Worten kaum beschreiben und sollte jeder in seinem Leben wenigstens einmal zu sehen bekommen. Wie viele Stunden man in dieser ruhigen Umgebung verbringen könnte, wenn man die Touristen ausblendet. Die Landschaft ähnelt von ihrer Struktur einem gigantischen Tagebau, weil man die unterschiedlichen Gesteins- und Sedimentschichten hervorragend erkennen kann. Der Colorado River schlängelt sich am Grund der Schlucht und gräbt sich immer tiefer in das Gestein. Irgendwann werde ich zurückkommen und mit ein bisschen Glück eine Wanderung in den Grand Canyon wagen. Doch die Schlucht und die Wüste sind nicht alles, was Arizona zu bieten hat. Flagstaff und Umgebung erwecken in mir den Anschein, dass ich mich gerade in Kanada befinde. Die Tannenwälder, die grünen Wiesen und der Baustil unterscheiden sich grundlegend von allem anderen. Selbst das Wetter und ich würde sogar behaupten das Klima dort fühlt sich heimisch an. So etwas wie vier Jahreszeiten sind in Fountain Hills nicht üblich, dort kennt man nur warm oder heiß.

„Sorry, but I think my stomach is going to explode.“Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich diesen Satz gesagt habe. Die Fürsorglichkeit der Amerikaner ist sehr charmant und gut gemeint, aber ab einer gewissen Füllmenge des Magens, schafft es nicht mal der Dessertmagen dieMenge an Nahrung aufzunehmen. Dabei stand das Dessert noch gar nicht auf dem Tisch. Wie ein Mensch in der Lage sein kann so viel und so oft an einem Tag zu essen, weiß ich nicht. Obwohl ich an dieser Stelle anmerken muss, dass das Aufessen der Portion nicht dazu gehört. Wahrscheinlich ist das einfach nicht notwendig, da es am nächsten Tag sowieso schönes Wetter geben wird. Die Fast-Food-Ketten sind vielseitiger als in Deutschland und bieten sogar eine recht gute Qualität an. Ob das Essen dadurch jedoch gesund wird, bezweifle ich. Im ersten Laden stelle ich fest, dass es das Getränke-Wiederauffüllen-System in den Vereinigten Staaten immer noch gibt. Das erweist sich als eine super Sache, mit der man in der Lage ist, sich allein durch die Getränke der maximalen Menge an Kilokalorien pro Tagzu nähern. Ganz zu schweigen von der Menge an Zucker und Koffein, die man nach 1,5 Litern Dr. Pepper (keine Produktplatzierung) zu sich genommen hat. Sollte man sich dann noch entschließen die Mahlzeit mit einem Dutzend Donuts für sechs Personen abzurunden, wird es so langsam kritisch aber ungemein witzig. Doch eine gesunde und ausgewogene Ernährung hat nun wirklich noch niemandem geschadet.

„The US has no history.“Das klingt vielleicht nicht so freundlich, aber die Zeit von 1492 bis jetzt in ein extra Fach zu packen ist doch ein wenig zu viel des Guten. Selbst mein Austauschpartner hat mir in dieser Hinsicht zugestimmt. Wie dem auch sei, das Schulsystem der Fountain Hills Highschool (FHHS) unterscheidet sich stark zu dem des Martin-Butzer-Gymnasiums Dierdorf. Der Begriff Lifestyle lässt sich hier anbringen. Sämtliche Aktivitäten egal ob Sport, Musik oder Veranstaltungen sind ein Teil der Schule. Wobei der Unterricht und die Überprüfungen nicht sonderlich anspruchsvoll zu sein scheinen. Die Themen und die Auswahl der Fächer weisen nicht direkt auf eine allgemeine Bildung hin, diese erfolgt wohl erst am Anfang des Colleges. Die Freiheiten der Schüler im Unterricht und das Verhalten zwischen Lehrer und Schüler findet man am MBG nicht. Es mangelt nicht an Respekt vor den Autoritäten, aber die Mentalität ist doch eine offenere. Auffällig ist die Tatsache, dass die meisten Schülerinnen und Schüler die Sportarten wie Volleyball gleich gut ausüben und sich das nicht wie in Deutschland auf einzelne Ausnahmen beschränkt. Die Marching Band sollte man als Musiker nicht unterschätzen. Die Schwierigkeit der Stücke ist nicht besonders hoch, da es wenn überhaupt kurze Mittelstufen Stücke sind. Aber das vollständige Auswendiglernen und das Marschieren währenddessen ist beeindruckend. Jedes Land hat seinen eigenen Fokus und Schwerpunkt in den jeweiligen Orchestern und ein Austausch in dieser Hinsicht wäre sicher angebracht.

Mein Versuch mich kurz zufassen ist offensichtlich nicht ganz gelungen, womöglich gibt es einfach zu viel, was man erwähnen kann. Abschließend kann ich nur sagen, dass es sich bei diesem Austausch um eine der besten Erfahrungen handelt, die ich bisher in meinem Leben gemacht habe und ich kann sie nur weiterempfehlen. Man muss nicht alles befürworten, was man dort an politischen Einstellungen oder Ähnliches vermittelt bekommt, aber darum geht es auch nicht. Es handelt sich überwiegend um freundliche, aufmerksame und zuvorkommende Menschen, mit denen man in Kontakt bleiben sollte, sofern das denn möglich ist. Es gibt Probleme und Sorgen auf deutscher und amerikanischer Seite und es ist deshalb umso wichtiger, dass man in Kommunikation miteinander tritt und sich nicht weiter distanziert. Manchmal muss man über die Politiker oder die Machthaber hinwegsehen und den direkten Austausch mit den Menschen suchen. Der Wechsel dieser Perspektive ermöglich ein Verständnis für politische Überzeugungen oder Entscheidungen. Vielleicht ist dieser friedliche und unvoreingenommene Austausch eine Möglichkeit der Zusammenarbeit, ohne dass über die Köpfe hinweg Strafzölle und Sanktionen erhoben werden, die die Beziehung zweier befreundeter Staaten schädigen. Dieser Austausch sollte zukünftig ein fester Bestandteil des MBGs bleiben und weiterhin sollte es neue Partnerschulen geben, so dass die Vernetzung verstärkt wird.

„The wise build bridges while the foolish build walls.“ (Afrikanisches Sprichwort)

von Simon Dickopf

1. und 2. Tag - Fountain Hills Exchange 2019

Am Mittwoch Abend kamen wir von unserem 12-stündigen Flug von Frankfurt nach Phoenix pünktich um 18.30 Uhr an. Wir wurden am Flughafen sehr nett von unseren Gastfamilien empfangen. 

Am nächsten Tag haben wir uns zum Schulanfang um 7.30 Uhr in der Schule getroffen und wurden kurz durch die Schule geführt. Anschließend gab es für alle Austauschschüler ein Frühstück in der Schule mit Säften, Obst und Gebäck. Danach haben wir ein Kennenlernspiel gemacht. Wir wurden von dem Bus des Football-Teams Falcons abgeholt und zur City Hall gefahren. Dort wurden uns viele verschiedene Bereiche sowie deren Mitarbeiter vorgestellt. Es war sehr interessant zu sehen, wie viel Arbeit hinter der Planung einer Stadt steckt. Im Anschluss waren wir in einer Polizeistation. Der Police Officer hat uns eine kurze Führung gegeben und uns sein Auto gezeigt. Danach sind die amerikanischen Schüler zurück zur Schule gefahren, während wir in ein Museum gegangen sind. Dort hatten wir eine Führung über die amerikanische Geschichte.

Mittags waren wir in einem Restaurant, um gemeinsam mit allen zu essen. Anschließend sind wir ebenfalls zur Schule gefahren und haben gewartet, bis der Unterricht vorbei war.

Am Nachmittag waren drei Volleyballspiele. Die meisten Schüler kamen jedoch erst zum letzten um 18 Uhr. Es war sehr interessant dabei zu sein, weil solche Veranstaltungen in Deutschland nicht unbedingt üblich sind. 

Nach einem langen und sehr anstrengendem Tag war ich sehr müde, sodass wir direkt nach Hause gefahren sind und ich schon relativ früh geschlafen habe. Es war ein sehr schöner erster Tag mit sehr vielen neuen Eindrücken. 

3. Tag - Fountain Hills Exchange 2019

Am Freitag war unser erster richtiger Schultag. Um 7:30 a.m. fängt die erste Stunde an, wir durften den Unterricht mit unseren Austauschschülern besuchen. Vorallem im Chemie- und Geschichtsunterricht ist uns aufgefallen, dass sich der Unterricht sehr von dem in Deutschland unterscheidet. Es wird sehr viel  mit Computern und digitalen Medien gearbeitet und es geht allgemein etwas lockerer zu. Die Schüler dürfen während dem Unterricht sogar ihr Smartphone benutzen, zum Beispiel um Lösungen zu recherchieren. Durch das schuleigene Wlan haben auch alle Schüler jederzeit Zugriff auf Informationen aus dem Internet.

An diesem Tag fand auch nur in den ersten vier Stunden Unterricht nach Plan statt, danach haben sich alle Stufen in der Turnhalle zu einem Assembly versammelt. Diese Versammlung diente zur Motivation für das bevorstehende Footballspiel der Falcons und den Homecoming Ball. Bei diesem standen die Seniors ( bei uns mit der Jahrgangsstufe 12 vergleichbar). Sie haben verschiedene Spiele organisiert bei denen die Jahrgangsstufen (Freshman, Sophmore, Junior, Senior) gegeneinander angetreten sind.

Nach dem Assembly (11:51) hatten wir 40 Minuten zur freien Verfügung zum Mittagessen.

Nach der Schule sind wir alle mit unseren Austauschschülern nach Hause gefahren und konnten individuell entscheiden, wie wir den Nachmittag verbringen. Ich habe am Nachmittag mit meiner Gastfamilie "Mensch ärgere dich nicht " und "Uno" gespielt. So um halb 7 sind wir dann zum Footballspiel gefahren.

In der Halbzeitpause des Footballspiels wurden wir nach dem Auftritt der Marching Band und der Cheerleader als deutsche Austauschschüler vorgestellt. Die Falcons haben das Footballspiel mit 32:6 gewonnen. Danach sind wir noch Essen gefahren und haben uns mit der Familie unterhalten.